Lissabon-Spaziergang 2
Stationen:
Baixa
Príncipe Real
Bairro Alto
São Bento
Madragoa
Lapa
Estrela
Von der Baixa über die Avenida da Liberdade gelangen wir zur Praça da Alegria mit ihren enormen Bäumen, von denen einige, die Florettseidenbäume, im Oktober/November mit ihren rosa Blüten das Bild beherrschen.
Der Aufstieg zur Praça do Príncipe Real führt über die Mãe d'Água-Treppen, die am gleichnamigen Brunnen, Bestandteil des Mitte des 18. Jahrhunderts in Betrieb genommenen und 1967 desaktivierten Wasserversorgungungssystems Lissabons, ihren Anfang nehmen. Am oberen Ende der Treppe lohnt es sich, zurück zu schauen über die Baixa und den Sant'Ana-Hügel zu den Höhen der Graça und zum Burghügel.
Der Platz des Príncipe Real, der den Bairro Alto, den „oberen Stadtteil”, nördlich begrenzt und seit Mitte des
19. Jahrhunderts als öffentlicher Garten besteht, bietet mit seinen großen Bäumen, darunter eine über eine Metallstruktur gezogene Buçaco-Zeder gleichsam als Wahrzeichen, Kiosken mit Cafés,
Spielplatz und Springbrunnen Anlass zum Verweilen. Unter dem Platz, zugänglich über eine Treppe, befindet sich das mit der Mãe d’Água verbundene Wasserreservoir, das Bestandteil des Wassermuseums
ist.
Die Tour führt weiter am Westrand des auf das Jahr 1514 zurück gehenden Bairro Alto, durch dessen eher ruhige Bereiche mit seinen unterschiedlich gut erhaltenen teils stattlichen, teils schlichten Wohnhäusern, hinab über die Rua do Século mit dem halb hinter Jacaranda-Bäumen versteckten 200 Jahre alten Palácio Ratton, der heute das Verfassungsgericht beherbergt, vorbei an der Hochschule für Tanz und an dem aus dem Jahr 1779 stammenden Gebäude der Wissenschaftsakademie bis zum Stadtteil São Bento.
Durch die Gassen hindurch fällt der Blick auf den Palácio de S. Bento (St.-Benedikts-Palast) aus dem späten 16. Jahrhundert, der seit 1834 als Parlamentsgebäude dient. Über die Gleise der Straßenbahnlinie 28 geht es dann vorbei an der Wirtschaftshochschule ISEG hinüber in die Madragoa.
Dieses Viertel entstand im 16. Jahrhundert als „Mocambo“, ein Wort aus dem Kimbundu, was soviel wie „dürftige Behausung schwarzer Sklaven“ bedeutet. Dort wohnte ein beträchtlicher Teil der schwarzen Bevölkerung der Stadt, im 16./17. Jahrhundert etwa 10% der rund 100.000 Einwohner Lissabons. Später siedelte sich auch Bevölkerung aus den Küstengebieten Nordportugals an, die Männer widmeten sich dem Fischfang oder auch der Seefahrt, die Frauen dem Fischverkauf, während der Anteil der schwarzen Bevölkerung zurückging und der Name Mocambo durch Madragoa, möglicherweise wegen des nahe gelegenen Klosters der „Madres de Goa“, ersetzt wurde. Der Fado fand hier reichen sozialen und kulturellen Nährboden, so dass sich die Madragoa zu einem der traditionellen Fadoviertel Lissabons entwickeln konnte.
Nach Norden den Hang hinauf schließt sich die Lapa an, der Weg bietet immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss und das andere Ufer. Eines der Klöster an diesem Hang war der Convento das Trinas, in dem sich heute das Hydrographische Institut befindet und dessen frühere Klosterräume regelmäßig nach Anmeldung besichtigt werden können. Die zu diesem Kloster gehörigen Flächen wurden nach dem Erdbeben 1755 zur Ansiedlung derer freigegeben, die aus der stark zerstörten Innenstadt auf der Suche nach neuer Wohnstatt geflohen waren, im unteren Bereich eher das einfache Volk, in der oberen Lapa die Reicheren, wo sie sich den einen oder anderen Palast hinsetzten.
Mit der Rua de Buenos Aires, auf der werktags die Straßenbahnlinie 25 verkehrt, ist der höchste Punkt der Tour erreicht. Die Rua dos Navegantes führt zur Basílica da Estrela (erbaut 1779-89), deren Kuppel nun unversehens auftaucht, wenn man den Straßenbahnschienen folgt. Die Basilika lädt zum Besuch ein ebenso wie der gegenüber liegende Jardim da Estrela. In diesem 1852 eröffneten Garten endet die Tour umgeben von beeindruckenden Bäumen, darunter ein Drachenbaum, dessen ursprüngliches Habitat die makaronesischen Inselgruppen (Azoren, Madeira, Kanarische und Kapverdische Inseln) sind, und ein riesiger Gummibaum,
einem Musikpavillon, einem Spielplatz und einem Café am Wasser.